Wer durch die Northwest Territories reist, begegnet unweigerlich einem Symbol, das für diese Region einzigartig ist – den berühmten Eisbär-Kennzeichen. Diese markanten Nummernschilder, die längst weltweit bei Sammlern beliebt sind, erzählen eine faszinierende Geschichte, die tief in die Vergangenheit dieses Territoriums zurückreicht.
Die Ursprünge des Eisbär-Kennzeichens
Die Einführung von Nummernschildern in den Northwest Territories begann 1941, zu einer Zeit, als Autos hier seltener waren als echte Eisbären. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es kaum Straßen, dafür aber weite, unerschlossene Landschaften. Die wenigen Fahrzeuge, die unterwegs waren, bewegten sich meist auf unbefestigten Wegen, vor allem mit Lastwagen. Die ersten Kennzeichen waren rechteckig und funktional, mit schlichten Farbkombinationen wie orangefarbene Zahlen auf schwarzem Grund – ein Design, das typisch für viele Nummernschilder in Nordamerika war.
Doch mit dem Bau des Mackenzie Highways in den 1960er-Jahren änderte sich das Straßenbild. Die Verbindung zum Süden Kanadas brachte eine zunehmende Zahl von Fahrzeugen in die Region und legte den Grundstein für ein neues Kapitel in der Geschichte der Northwest Territories.
Die Geburt eines ikonischen Designs
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Northwest Territories 1970 führte die Regierung das erste Eisbär-Kennzeichen ein. Dieses bahnbrechende Design wurde von Stuart Hodgson, dem ersten aus Ottawa ernannten und hier vor Ort lebenden Kommissionsmitglied des Territoriums, entwickelt. Der allererste Entwurf hatte einen blauen Hintergrund und weiße Zahlen. Das erste Nummernschild mit der Nummer „1“ wurde Hodgson persönlich überreicht.
Das, was dieses Nummernschild wirklich einzigartig machte, war seine Form. Obwohl sich 1957 Autohersteller und Regierungen in Nordamerika auf einheitliche Maße für Nummernschilder geeinigt hatten – 15 cm hoch und 30 cm breit mit fünf standardisierten Befestigungslöchern – gab es keine Vorschrift, dass sie rechteckig sein mussten. Das Eisbär-Design entsprach den Standards, war aber in der Silhouette eines Eisbären gestaltet, was ihm seinen unverwechselbaren Charakter verlieh. Bereits im Jahr seiner Einführung wurde das Schild als „Nummernschild des Jahres“ ausgezeichnet.
Evolution und wachsende Beliebtheit
Mit den Jahren entwickelte sich das Design weiter. Besondere Farbvarianten markierten besondere Anlässe, wie die gelb umrandete Ausgabe von 1973 zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Royal Canadian Mounted Police oder die ikonische blau-weiße Version von 1986 mit dem Slogan „Explore Canada’s Arctic“.
Auch die Motorradfahrer der Northwest Territories sollten ihr eigenes Eisbär-Kennzeichen erhalten. Nach einer Petition führte die Regierung ab 1984 kleinere Versionen des Designs speziell für Motorräder ein – ein weiterer Schritt, der die Popularität dieses Kennzeichens steigerte. Heute sind diese besonderen Schilder nicht nur auf den rund 1.500 registrierten Motorrädern der Region zu finden, sondern auch bei Sammlern weltweit.
Der Streit um das Symbol
Die Beliebtheit des Eisbär-Kennzeichens führte 1999 zu einem kuriosen Konflikt, als Nunavut aus den Northwest Territories hervorging. Da das Habitat der Eisbären nun größtenteils zu Nunavut gehörte, stellte sich die Frage, wer das Recht an diesem ikonischen Design beanspruchen konnte. Eine ungewöhnliche Lösung wurde gefunden – ein jährliches Hockeyturnier sollte entscheiden, welches Territorium das Kennzeichen behalten durfte. Am Ende entschied jedoch das Urheberrecht. Die Northwest Territories behielten die Rechte am Design und lizenzierten es bis 2012 an Nunavut. Danach führte Nunavut ein rechteckiges Kennzeichen mit einem Eisbären, einem Inuksuk und Polarlichtern ein, während die Northwest Territories ihr eigenes Design modernisierten.
Ein weltweites Sammlerstück
Heute ist das Eisbär-Kennzeichen mehr als nur ein Nummernschild – es ist ein Symbol für die Identität der Northwest Territories. Mit Sondereditionen, etwa zur Eröffnung des Inuvik-Tuktoyaktuk-Highways, bleibt das Kennzeichen ein begehrtes Sammlerobjekt. Es schmückt nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Café-Wände und private Sammlungen auf der ganzen Welt.
Wer die Northwest Territories besucht, wird diesem kleinen, aber bedeutungsvollen Symbol überall begegnen. Und wer den Wunsch hat, ein Stück Geschichte mit nach Hause zu nehmen, kann es sogar hier als Souvenir erwerben.
Weitere Informationen über die Northwest Territories gibt es unter www.spectacularnwt.de
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