Die im Jahr 2019 in Wanuskewin - einer kulturhistorischen, indigenen Stätte vor den Toren Saskatoons im kanadischen Saskatchewan - wiederangesiedelten Präriebisons waren maßgeblich an der Freilegung eines noch nie zuvor gesehenen archäologischen Fundes beteiligt, wie Wanuskewins CEO Darlene Brander in der vergangenen Woche enthüllte. Durch ihr Suhlen im Staub legten die Tiere einen Felsbrocken mit rund 1.000 Jahre alten Petroglyphen frei, einschließlich des prähistorischen Werkzeugs, mit dem diese einst in den Stein geritzt wurden.
Die Felszeichnungen enthüllen faszinierende Informationen über die Ureinwohner der nördlichen Prärie, die bereits vor mehr als 6.400 Jahren in diesem Gebiet siedelten. „Vor vielen Jahrhunderten hat die Person, die die Petroglyphen seinerzeit anfertigte, ihr Vermächtnis in diesen Felsen geritzt. Ihre Entdeckung ist ein Beweis dafür, wie heilig und wichtig dieses Land ist“, so Brander.
Erst vor rund zwei Jahren war eine kleine Herde Präriebisons nach mehr als 150-jähriger Abwesenheit im Rahmen einer 40 Millionen Dollar teuren Wiederansiedlungsmaßnahme nach Wanuskewin ins Opimihaw Valley in der nördlichen Prärie Saskatchewans zurückgekehrt, wo einst ihre natürliche Heimat war. Während die Präriebisons noch vor 200 Jahren zu Millionen durch die weiten Graslandschaften der Region zogen, waren sie hier als Folge einer intensiven Bejagung nach der Kolonialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahezu komplett von der Bildfläche verschwunden.
Bereits im Jahr 2020 legte die neue Herde durch ihr Staubsuhlen, bei dem sich die Bisons im Gras wälzen und Staubgruben bilden, eine Stelle frei, an der sich ein verschütteter Felsbrocken mit auffälligen Markierungen befand. Dr. Ernie Walker, Chefarchäologe und Mitbegründer von Wanuskewin, erkannte rasch, dass es sich bei dem Fund um eine Petroglyphe handelte, ein in den Stein geritztes Bild. Während der weiteren Ausgrabung fand Dr. Walker in unmittelbarer Nähe zum Fundort auch das Steinmesser, mit dem das Bild einst in den Felsen geritzt worden war. Beides lang direkt an der Route zu einem früheren „Bison Jump“ - Klippen, die die indigenen Völker der Prärie nutzten, um Bisons bei der Treibjagd in den Tod zu stürzen.
Nach diesem ersten Fund entdeckte das Team um Dr. Walker drei weitere Petroglyphen in verschiedenen Formen, Größen und Mustern, darunter die geritzte Darstellung eines „Ribstones“, welcher in der Felsbildkunst der „Hoofprint Tradition“ zu finden ist und mit Bisons und der Bisonjagd in Verbindung steht. Er zeigt neben den Rippen eines Bisons eine „Lebensader“, die vom Maul zum Herzen führt. Man schätzt, dass diese Petroglyphen zwischen 300 und 1.800 Jahre alt sind, im Kontext mit den lokalen historischen Ereignissen wahrscheinlich jedoch ein Alter von rund 1.000 Jahren aufweisen.
Fachleute sind sich einig, dass der zusammenhängende Fund von gleich vier Petroglyphen äußerst selten ist. Noch seltener ist es allerdings, dass man gleichzeitig auch das Schnitzwerkzeug findet, mit dem sie hergestellt wurden. Wirklich bemerkenswert ist jedoch die Beteiligung der Bisons. Wären sie in ihrer angestammten Heimat nicht wieder angesiedelt worden, wäre diese wichtige wissenschaftliche Entdeckung weiterhin im Verborgenen geblieben.
Wanuskewin zählt zu Kanadas National Historic Sites und wartet auf seine Ernennung als UNESCO Weltkulturerbe. Der Park befindet sich am South Saskatchewan River im kanadischen Saskatchewan und verfügt über fast 4,5 Quadratkilometer Land. Seit Jahrtausenden ist die Gegend ein Versammlungsort für die indigenen Völker der nördlichen Prärie. In den letzten Jahrzehnten wurden hier zahlreiche archäologische Funde freigelegt, darunter Bison Jumps, alte Lagerplätze, Tipi-Ringe und das nördlichste Medizinrad der Welt.
„Wir hatten das große Glück, dass im Laufe der Jahre diese wundersamen Geschichten aufgetaucht sind, die wir mit der Welt teilen können", schwärmt Brander. „Es ist unsere Pflicht, diese Geschichten als Aufruf zur Versöhnung weiterzugeben, indem wir die unterschiedlichen und wunderschönen Kulturen der Völker der nördlichen Prärie beleuchten.“
Unter der Leitung von Dr. Walker und seinen Forscherkollegen gilt Wanuskewin als Kanadas am längsten laufende archäologische Ausgrabung, die inzwischen fast 200.000 Artefakte hervorgebracht hat, darunter Zähne, Knochen, Werkzeuge, Töpferwaren, Muscheln, Holzkohle und Samen. Viele dieser Funde sind sogar älter als die Ruinen von Rom und die Pyramiden von Ägypten.
Wanuskewin ist eine gemeinnützige Einrichtung, die auf öffentliche und private Spenden angewiesen ist, um ihre unschätzbare Arbeit zur Wahrung und Würdigung der Kultur der indigenen Völker der nördlichen Prärie fortzusetzen. Der Park ist ganzjährig für Besucher geöffnet und bietet neben schönen Wanderwegen mit so klangvollen Namen wie „Path of the People“ oder „Trail of the Bison“ ein Tipi-Dorf, eine Ausstellung samt Kunstgalerie, ein Restaurant mit traditionellen, indigenen Gerichten sowie Tanzdarbietungen und ein interaktives Programm, das den Gästen einen spannenden und authentischen Einblick in das Leben und die Kultur der indigenen Völker liefert, die seit Jahrhunderten in diesem Gebiet zu Hause sind. Im Frühjahr 2022 können die Besucher nicht nur den Fundort der Petroglyphen besichtigen, sondern sich auch am Nachwuchs der Bisons erfreuen.
Weitere Informationen über die Entdeckung der Petroglyphen in Wanuskewin gibt es in diesem Video und unter www.wanuskewin.com, über die Provinz Saskatchewan unter www.tourismsaskatchewan.com.
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