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AutorenbildNele Remstedt

Joe Bailey - vom Aurora Hunter zum indigenen Abenteuer-Guide

Die Geschichte hinter dem Dene-Besitzer von North Star Adventures aus Yellowknife

Joe der Aurora Hunter - Credit: Joe Bailey

Es geschah bei einem seiner ersten „Aurora Hunts“, also einer Nordlicht-Tour, bei der man gemeinsam von Ort zu Ort zieht. Joe Bailey, Besitzer vom indigenen Touranbieter North Star Adventures, tauschte Geschichten mit seinem einzigen Gast an diesem Abend aus. Einem 72-jährigen Engländer, der sich auf der letzten Station seiner Weltreise befand. Unterwegs auf dem Ingraham Trail, einem 70 Kilometer langen Highway, der sich von Yellowknife aus in Richtung Osten an endlosen Seen und Wäldern vorbeischlängelt, hielten sie an einem Aussichtspunkt in der Nähe des Prelude Lake an und die Aurora leuchtete nur so wie ein schimmernder Fluss am Himmel. Bei diesem Anblick schlich sich sein Gast einige Meter davon und begann zu weinen. Er sagte: „Entschuldige mich, Joe. Ich wurde von meinen Gefühlen geradezu überwältigt. Ich bin zwei Jahre um die Welt gereist und habe viele Dinge gesehen – aber das hier, das ist das Beste, was ich in den letzten zwei Jahren erlebt habe.“


Das Erlebnis war für Bailey ebenso überwältigend wie für seinen Gast und bestätigte nur, was für eine bewegende Wirkung die magische Aurora doch hat. Obwohl diese Nacht schon fast 14 Jahre zurückliegt, erzählt Joe Bailey die Geschichte, als wäre es gestern passiert – er animiert jedes Details und erinnert sich gern an die Hintergrundgeschichte seines Gastes.

 

Verbundenheit und Freundschaften

Das ist es, was Bailey seinen Besuchern bietet: die Chance, eine echte Verbindung zu knüpfen – sogar Freundschaften. So wie der australische Gast aus Adelaide, der zum ersten Mal als Junggeselle mit Bailey auf Aurora-Jagd ging. Einige Jahre später kam der Australier zurück nach Yellowknife und zu North Star Adventures, um die Nordlichter mit seiner Freundin zusammen zu erleben. Bailey berichtet, dass das Paar erst kürzlich erneut zurückkehrte, um die nächtliche Lichtershow zu bestaunen – dieses Mal als verheiratetes Paar.


Bailey pflegt guten Kontakt zu seinen Gästen, auch noch lange nach deren Rückkehr. Wiederholer-Rabatte räumt er gern ein, ganz nach dem Motto: “when you come back for a second tour, you get the ‘We’re happy to see you again’ discount.” Beim dritten mal gibt’s dann den ‘We’re REALLY happy to see you again’-Discount.


Manchmal ist es schwer zu sagen, ob Bailey einen auf den Arm nimmt. Innerhalb von fünf Minuten ist er ein großartiger Storyteller, ein lustiger Witzbold und ein pfiffiger Geschäftsmann. Aber er nimmt seine Rolle als Botschafter der Northwest Territories stets ernst. Als gelernter Bauingenieur hat Joe Bailey den Norden ausgiebig bereist, war mit Freunden und Familien in den meisten Gemeinden der Northwest Territories und ist sich sicher: „Ich glaube wirklich, dass die Northwest Territories als Reiseziel das bestgehütete Geheimnis der Welt sind“.

 

Joe der Aurora-Jäger

Die ersten Überlegungen, in den Tourismus einzusteigen, kamen Bailey schon vor 25 Jahren, aber erst 2007 begann er mit den Aurora Hunt-Touren. „Ich habe sie Aurora Hunt-Tour getauft, weil ich unsere indigene Kultur in den Namen der Tour einbeziehen wollte“, sagt er und weist darauf hin, dass der Begriff mittlerweile auch in Alaska, Norwegen und Island beliebt ist. „Wir bezeichnen uns selbst als das weltweit erste Unternehmen, das einen Aurora Hunt angeboten hat“.


Der Jagd nach Nordlichtern beginnt damit, dass Bailey den ganzen Tag über Wetter- und Aurora-Vorhersagen studiert und diese Daten mit seinen eigenen lokalen Wetter- und Gebietskenntnissen zusammenbringt, um zu bestimmten, wo die besten Chancen bestehen, um die Nordlichter zu erblicken. Laut Bailey gibt es jeden Abend ein Vier-Stunden-Fenster – oft zwischen 22:00 Uhr und 02:00 Uhr morgens, in dem die Aurora am hellsten leuchtet. Bailey hat eine Reihe von Beobachtungspunkten entlang des Ingraham Trail – und er ist sogar schon bis zum über eine Stunde entfernten North Arm Territorial Park gefahren, um die Lichter zu zeigen.


Er ist so gut geworden, dass sogar Reisende in Mietfahrzeugen am Straßenrand auf seinen Bus oder Minivan warten und ihm unauffällig folgen. So verpassen sie zwar keine spektakulären Ausblicke auf die bunten Nordlichter, aber genau das, was eine Reise mit Joe, dem Aurora Hunter, so besonders macht. Neben der Dene-Sprache kann sich Bailey mit seinen Gästen auch auf Mandarin, Kantonesisch, Tagalog und Deutsch unterhalten. Angesichts der wachsenden Zahl indischer Touristen, die nach Yellowknife reisen, lernt er nun sogar noch etwas Hindi. „Ich breche damit das Eis. Ich erinnere mich an einen Mann, der sehr introvertiert war. Ihm war kalt. Es war bewölkt. Er saß im Bus. Alle anderen waren draußen. Ich habe einfach angefangen mit ihm auf Kantonesisch zu sprechen“, erzählt er. Schon bald war der Mann mit dem Rest der Gruppe unter freiem Himmel und genoss den Anblick der Nordlichter in vollen Zügen.



Authentische Erlebnisse

„Ich kümmere mich um alle unsere Gäste und möchte, dass sie eine gute Zeit haben“, sagt Joe Bailey. Für ihn bedeutet das, den Besuchern authentische Erlebnisse zu ermöglichen. Er sträubt sich gegen Unternehmen, die lediglich oberflächliche Momentaufnahmen der indigenen Kultur anbieten, und zeigt dazu einige Bilder auf seinem Handy. Er schüttelt den Kopf, als er ein Foto zeigt, das aus einem Kanu auf dem Wasser aufgenommen wurde und ein buntes Tipi in der Ferne zeigt. Auf dem nächsten Bild sind Fische zu sehen, die am Ufer des Mackenzie River trocknen. „Das hier ist echt“, sagt er uns tippt auf seinen Bildschirm. „In diesem Moment, während wir sprechen, findet das im Telimia Culture Camp in Fort Providence wirklich statt. Touren, bei denen Menschen in ihrem indigenen Alltag getroffen und begleitet werden, die sind echt. Und genau das ist mein Schwerpunkt!“


Authentische indigene Erlebnisse - Credit: Joe Bailey

Sommer-Abenteuer

Mit den Aurora Hunt-Touren ist es aber noch nicht getan. „Ich habe angefangen, mich auch auf Pakete voller Sommerabenteuer zu spezialisieren: den Mackenzie River, den Nahanni National Park, den Arktischen Ozean, den East Arm, die Tundra.“


Er begann mit diesen Programmen bereits vor der Pandemie und bot Paddeltouren auf dem Dehcho an, bei denen die Kultur, Geschichte und Erlebnisse der Dene im Vordergrund standen. North Star Adventures bietet Bootstouren von Fort Providence nach Fort Simpson und Ausflüge in das Nahanni National Park Reserve an. Mit im Portfolio ist eine Tour durch den Arktischen Ozean, bei der die Gäste die Kultur der Inuvialuit an der arktischen Küste hautnah erleben können.



Bailey organisiert und beherbergt auch VIP-Gäste und schnürt maßgeschneiderte Pakete, die es gut betuchten Reisen ermöglichen, mit dem Privatjet zu reisen und die Naturjuwelen der Northwest Territories in gehobenem Komfort und Stil zu erleben. Bailey hat sogar schon ein unvergleichliches Eisstraßen-Abenteuer zusammengestellt: für ein holländisches Paar ging es von Yellowknife über die Mackenzie Valley Winter Road bis zum Colville Lake – eine Strecke von 1.600 Kilometern!


Bailey stellt sicher, dass jedes Erlebnis authentisch ist, und greift bei der Zusammenstellung der Pakete auf seine zahlreichen Beziehungen im Norden zurück. Wenn die Gäste in Fort Simpson ans Ufer paddeln, werden sie möglicherweise vom zeitlosen, pulsierenden Rhythmus der Dene-Trommeln empfangen; Gruppen, die mit dem Kanu den Dehcho hinunterpaddeln, erfahren bei jedem Halt entlang des Flusses etwas über die Geschichte der Dene – und das direkt von den Stammesältesten.


Mit seinem Fokus auf Sommer-Abenteuer ist eines sicher – er mag als Joe der Aurora Hunter begonnen haben, aber er ist jetzt so viel mehr.


Credit: Joe Bailey

Die Northwest Territories werden durch die lebhafte Kultur, die lange Geschichte und die reichen Traditionen der Menschen, die hier zu Hause sind, spektakulär. Die authentische Kunst und Kultur der Northwest Territories sollte auf keiner Reise durch den Norden Kanadas fehlen.


Weitere Informationen über die Northwest Territories gibt es unter www.spectacularnwt.de

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