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AutorenbildKarin Schreiber

Gangler’s Sub-Arctic:Wildnis-Abenteuer im hohen Norden Manitobas


Credit: Gangler's Sub Arcitc

Im äußersten Norden Manitobas, kurz vor der Grenze zu Nunavut, liegt die Region des North Seal River – eines der letzten unberührten Naturjuwele Manitobas. Das Gebiet ist nur auf dem Luftweg zu erreichen, denn Straßen gibt es hier, in der unermesslichen Weite und unberührten Natur der kanadischen Subarktis, keine mehr. Dort, wo die Prärie in borealen Wald übergeht, durchzogen von unzähligen Seen und Wasserläufen, herrscht pure Wildnis! Die meisten Orte hier oben wurden noch von keiner Menschenseele betreten.


Credit: Travel Manitoba

Hier streifen Bären und Elche, Karibus und Wölfe umher, die man unmöglich übersehen kann. Der Norden ist ein Mysterium, ein Ort, an dem andere Regeln gelten, wo die Luft rein ist, die Nächte still sind und wo ein Gefühl des Rätselhaften in der Wildnis hallt.


Credit: Gangler's Sub Arctic

Auch wenn es fast unmöglich erscheint, liegt in dieser unwegsamen Landschaft die wunderbare Gangler’s North Seal River Lodge. Zwischen Tadoule Lake und Lac Brochet steht sie direkt am Ufer des glasklaren Lake Egenolf, rund 100 Kilometer südlich der Grenze zu Nunavut, und ist damit ein perfekter Ausgangspunkt für alle, die die Wildnis des hohen Nordens erkunden möchten.


Gangler's North Seal River Lodge - Credit: Gangler's Sub Arctic

Die Reise beginnt in der Morgendämmerung in Manitobas Provinzhauptstadt Winnipeg. Es ist August und noch so früh am Morgen, dass die Sonne noch nicht einmal am Horizont zu sehen ist. An Bord der lokalen Fluggesellschaft Calm Airkann man die Geschäftigkeit der Stadt schnell hinter sich lassen. Auf dem Weg ans sprichwörtliche „Ende der Welt” verändert sich die Landschaft merklich. Und einen gefühlten Moment später legt das riesige Flugzeug auch schon eine geübte Landung auf einer sandigen Flugpiste hin – die modernste ihrer Art in Manitobas Norden. Man ist angekommen, an der Gangler’s North Seal River Lodge.


Ankunft an der Gangler's North Seal River Lodge - Credit: Gangler's Sub Arctic

Eine ganze Armada geländetauglicher RTVs (= Rugged Terrain Vehicle) nimmt die Gäste in Empfang und bringt sie zu den Cabins, die in den nächsten Tagen ihr Zuhause sein werden. Die urige Holzstruktur der Hauptlodge verspricht gemütliche Stunden zum Austausch von Erzählungen über neu erlebte Abenteuer, während man mit leckerem Essen und einem schönen Gläschen Wein verwöhnt wird.


Hauptgebäude der Gangler's North Seal River Lodge - Credit: Gangler's Sub Arctic

Der frühe Flug am Anreisetag bedeutet, dass man genau rechtzeitig zum Frühstück eintrifft, bei dem man sich mit Eiern, Speck und frisch gepresstem Orangensaft für den Tag stärken kann. Man darf nicht vergessen, dass in einem Betrieb im hohen Norden nichts einfach so zu bekommen ist. Von den Baumaterialien, die diesen Ort geschaffen haben, bis zu den Eiern auf dem Teller, hinter allem steckt eine ausgefeilte Logistik. Verschiedene Arten von Treibstoff müssen jederzeit zur Verfügung stehen. Lebensmittel, Mitarbeiter, Maschinen, Ausrüstung – alles muss detailliert geplant und organisiert werden. Man kann nicht einfach in den nächsten Supermarkt fahren, um noch mal eben etwas zu besorgen. Denn die nächste Einkaufsmöglichkeit liegt mehr als 1.000 Kilometer weit entfernt.


Abgeschiedene Lage der Gangler's North Seal River Lodge - Credit: Gangler's Sub Arctic

Sobald die Cabins bezogen sind, wird es Zeit, die Gegend zu erkunden. Die nördliche Region des North Seal River umfasst mehr als 12 Flusssysteme und 100 Seen. Außerdem das größte Gebiet seltener Sand-Esker in ganz Nord-Kanada, einzigartige geologische Formationen, die sich auf mehr als 100 Metern in die Höhe erheben und atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Landschaft bieten. Einige von ihnen sind mehr als 200 Kilometer lang und wurden seit Jahrhunderten von Ureinwohnern und Wildtieren genutzt, um das Gebiet zu durchqueren.


Sand-Esker an der Gangler's North Seal River Lodge - Credit: Gangler's Sub Arctic

Die riesigen Sandaufschüttungen sind nach Ende der letzten Eiszeit vor mehr als 8.000 Jahren entstanden, als sich 4 Kilometer dickes Gletschereis zurückbildete. Per RTV überquert man schnell den ersten Esker auf einer – wie es sich anfühlt – wahren Achterbahnfahrt. Mit ordentlichem Tempo geht es hoch und runter über den Sand.


Fahrt auf dem Esker - Credit: Gangler's Sub Arctic

Zwischendurch wird angehalten, um den Blick auf die umliegenden Seen zu genießen und die hier heimische Pflanzenwelt zu erkunden: es zeigen sich ganze Teppiche von Wacholderbeeren und Dickichte aus Rhododendron.


Weich gebettet in der Natur des Nordens - Credit: Travel Manitoba

Der Guide Brian ist Biologe mit einer Vorliebe für Kräuterkunde und erklärt die medizinische Verwendung der Pflanzen und wie die indigenen Bewohner der Region sie früher verwendet haben.


Pflanzenkunde - Credit: Gangler's Sub Arctic

Während der Weiterfahrt wird an einigen Findlingen gestoppt – riesige Felsen aus Granit, die die Besucher winzig klein erscheinen lassen. Ein weiteres Überbleibsel der Gletscher, die hier einst das Land überzogen.


Riesige Findlinge aus der Eiszeit - Credit: Travel Manitoba

Die Esker, die in unterschiedlicher Größe, Höhe und Weite überall in dieser weitläufigen Gegend verstreut sind, eignen sich auch bestens für Mountainbiker, die sich bei einer abendlichen Fahrt auf einem Fatbike austoben wollen. Auch für Wanderer bieten sie natürlich ein einzigartiges Erlebnis, denn ein Aufstieg zum höchsten Punkt eröffnet majestätische Ausblicke auf die Seen, den schäumenden North Seal River und die schönen Täler.


Wandern am Esker - Credit: Travel Manitoba

Diese Region wurde einst regelmäßig von den Ureinwohnern durchquert und ist daher auch heute noch geradezu übersät mit Artefakten wie Pfeilspitzen, Werkzeugen und anderen Überbleibseln der Vergangenheit. Die Fundstücke werden liebevoll erfasst und dann für die nächsten Abenteurer zurück an ihren Platz gelegt. Es gibt alte Portagen, die mit großen Steinen markiert sind und einfache Fallensteller-Hütten, die still und leise im Gebüsch versteckt liegen.


Alte Fallensteller-Hütte - Credit: Travel Manitoba

In den Seen der Region wimmelt es nur so von Fischen, daher sollte man unbedingt auch mal die Angel auswerfen, um einen zappelnden Zander oder eine Forelle an den Haken zu bekommen. Selbst Anfängern gelingt es zumeist, einen Hecht an Land zu ziehen. Am See ist es so still und friedlich, dass man das Gefühl hat, als sei man der einzige verbleibende Mensch auf der Welt.


Angelerlebnis in der Wildnis des Nordens - Credit: Gangler's Sub Arctic

Nach einem Vormittag auf dem Wasser ist es bald Zeit für das typische Shore Lunch. Geschickt zückt der Angel Guide sein Filetiermesser und widmet sich fachmännisch dem frischen Fang. Währenddessen mischt sein Kollege die Gewürze und schneidet Zwiebeln, Pilze und Kartoffeln, so dass alles zusammen in riesigen gusseisernen Pfannen am offenen Feuer direkt am Ufer garen kann. Das Ergebnis ist einfach unbeschreiblich! Da ist der selbst gefangene Hecht - knusprig, geschmackvoll und leicht. Aber wenn man sich vor Augen führt, dass dieses leckere Mittagessen gerade an einem abgelegenen Seeufer mit Zutaten aus einer kleinen Blechkiste zubereitet wurde, dann weiß man, dass man gerade etwas typisch Kanadisches erlebt hat.

 

Shore Lunch - Credit: Travel Manitoba

Nachdem Sand und Wasser erkundet sind, geht es nun in die Lüfte. Ein Wasserflugzeug steht bereit, um die Gäste zum Courage Lake zu bringen, der nochmals 100 Kilometer weiter nördlich liegt. Sanft steigt es in die Luft, so dass man gar nicht merkt, wenn man vom Wasser abhebt. Hier oben im Norden gibt es eine ganz eigene Sprache, die sich um Maschinen und Motoren, um Kraftstoff und Werkzeuge dreht. Hier oben können Menschen nur dort bestehen, wo ihre Maschinen sie hinbringen. Es gibt keine Straßen, nur Wasser, Himmel und unbefahrbares Gelände. Jedes Gespräch wird hier daher von dieser Sprache gewürzt - eine aufschlussreiche Lektion für alle Stadtmenschen.


Flug im Wasserflugzeug - Credit: Travel Manitoba

Auf dem weiteren Weg nach Norden überquert man die Baumgrenze und unter dem Flugzeug zeigt sich nun eine nochmals andere Welt, die nach der Landung natürlich erforscht werden will. Hier oben reicht die Vegetation maximal bis zum Knie und das Auge kann meilenweit sehen. Es gibt Pilze, die so leuchtend rot sind, dass man schwören könnte, sie seien Gewächshaustomaten, und reife Moltebeeren, die so prall sind, dass sie beim Pflücken fast in den Fingern explodieren.


Credit: Travel Manitoba

Ein wenig weiter nördlich überquert man zu Fuß die Grenze nach Nunavut – nur eine im Boden befestigte Grenzmarkierung weist darauf hin. Im Herbst durchqueren die Karibus das Gebiet und locken eifrige Fotografen an, die hier auf das perfekte Motiv warten.


Credit: Gangler's Sub Arctic

Zurück an der Lodge wartet ein wunderbarer Komfort. Wenn die Gäste gegen 17.30 Uhr von ihren Abenteuern des Tages zurückkehren, bei denen sie Fisch gefangen haben, mit dem Kajak über einsame Seen gepaddelt sind, Wildtiere beobachtet und die Wildnis erkundet haben, werden sie mit leckeren Appetithäppchen begrüßt. Um 19.00 Uhr wird schließlich das Dinner serviert, das mit köstlichen Leckereien wie Boccocini-Salat, zartes Rinderfilet und Crème Caramel überrascht und hungrige Bäuche mit Glück erfüllt.


Kulinarische Überraschungen auf der Gangler's North Seal River Lodge - Credit: Travel Manitoba

Wenn die Sonne untergeht, treibt es die Gästeschar nochmals nach draußen, ein Gläschen Chardonnay in der Hand, um das Aufgehen der Sterne zu beobachten und dem Knacken des Lagerfeuers zu lauschen. Mit etwas Glück tanzen dazu in klaren Nächten die Polarlichter am Himmel. 


Polarlichter an der Gangler's North Seal River Lodge - Credit: Gangler's Sub Arctic

 

 

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