Mit seiner außergewöhnlichen Architektur und dem riesigen Tower of Hope – dem Turm der Hoffnung – ist das Canadian Museum for Human Rights seit seiner Eröffnung im Jahr 2014 das Wahrzeichen in Winnipegs Skyline. Die „gläserne Wolke“, deren 1.300 Glasscheiben sich wie der Flügelschlag einer Taube um das Gebäude winden, ist nicht zu übersehen!
Das Canadian Museum for Human Rights war das erste Nationalmuseum Kanadas seit dem Jahr 1967 und das erste überhaupt, das außerhalb der Hauptstadt Ottawa errichtet wurde. Mit seinen Geschichten rund um das Thema der Menschenrechte ist es sowohl ein Ort der Mahnung, der an die Dunkelheit vergangener Tage erinnert, gleichzeitig aber auch ein Leuchtfeuer der Hoffnung auf eine hellere und bessere Zukunft. Kurz, ein Ort mit Tiefgang, der bei einem Besuch der Hauptstadt Manitobas auf keiner Agenda fehlen darf!
Das Museum wurde auf dem Gebiet des Treaty One errichtet, dem angestammten Land vieler First Nations und Heimat der Métis, und steht im Herzen Winnipegs an der historischen Stätte von The Forks, wo sich die Flüsse Red River und Assiniboine River vereinen.
Die Architektur
Eines der eindrucksvollsten Merkmale des Museums ist seine durchdachte und inspirierende Architektur. Der Entwurf stammt von Antoine Predock, der sich in einem der größten Architekturwettbewerbe Kanadas durchsetzen konnte. Seine Vision war es, ein Gebäude zu schaffen, das „in die Erde gegraben ist und sich in den Himmel auflöst". Viele Elemente und Baustoffe beinhalten eine tiefe Symbolik:
Wurzeln aus Kalkstein:
Vier „Wurzeln“ oder Arme verankern das Gebäude in der Erde und stehen für die Verbindung des Menschen mit dem Land. Diese Fundamente sind mit 400 Millionen Jahre altem Kalkstein aus Manitoba verkleidet.
Landschaftsgestaltung mit heimischer Flora:
Auf dem Gelände rund um das Museum wachsen 15 Arten von in der Region heimischen Präriegräsern. Es handelt sich dabei um die größte innerstädtische Wiederbelebung einer natürlichen Flora in Westkanada.
Rampen als Lichtpfade:
Eines der auffälligsten Merkmale im Inneren des Museums sind die 800 Meter langen leuchtenden Rampen, die im Zickzack durch das Gebäude nach oben führen. Sie sind aus spanischem Alabaster und von innen beleuchtet und stellen einen Lichtpfad durch die Dunkelheit dar.
Basalt als Symbol für Gleichheit:
In der Mitte des Museums befindet sich der „Garden of Contemplation“, der Garten der Besinnung. Ein ruhiger und beschaulicher Ort, in dem seichte Wasserbecken von Basaltfelsen umgeben sind. Der Basalt wurde nach dem Vorbild des Giant's Causeway in Nordirland ausgewählt, da das Material überall auf der Welt zu finden ist und Gleichheit symbolisiert.
Nachhaltigkeit:
Das Gebäude wurde als ökologisches Bauwerk klassifiziert und mit dem Nachhaltigkeitszertifikat LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) in Silber ausgezeichnet. Es verfügt über ein begrüntes Dach, sammelt Regenwasser zur Nutzung in den Toiletten und das Glas an der Außenseite ist mit speziellen Filtern bedeckt, um die Sonnenwärme zu reduzieren und den Bedarf an künstlichen Lichtquellen zu verringern.
Die Ausstellung
Eine Tour durch das Canadian Museum for Human Rights stellt eine visuelle Metapher für den spirituellen Übergang von der Dunkelheit ins Licht dar: Besucher betreten zunächst einen erdigen unterirdischen Raum und gelangen entlang der beleuchteten Alabaster-Rampen durch 10 verschiedenen Galerien nach oben. Die Reise gipfelt schließlich in dem 100 Meter hohen, lichtdurchfluteten Tower of Hope. Mit einem Glasaufzug geht es dann wieder hinunter zum finalen Erlebnis: der ruhige Garden of Contemplation – ein Garten zum Nachdenken und Raum für stille Gedanken.
In den 10 interaktiven Galerien geht es weniger um Artefakte als vielmehr um Ideen und Inspirationen, die durch persönliche Geschichten und Nutzung multimedialer Technologie vermittelt werden. Besucher können auf der 400 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche in die verschiedensten Geschichten von Kampf und Triumph eintauchen - ein beeindruckendes und oft lebensveränderndes Erlebnis. Auch für Familien mit Kindern ist das Museum ein idealer Ort, um bereits den Jüngsten die Werte von Integration, Gleichberechtigung und der Rechte anderer näher zu bringen, auch wenn die Themen mitunter sehr ernst sind. Mehrere Exponate wurden jedoch speziell für junge Menschen konzipiert und bieten einfache Möglichkeiten, sie an diese wichtigen Themen heranzuführen. Zum Ausstellungsbereich des Museums zählen u.a. folgende Galerien:
Indigenous Perspectives:
Zentrum dieser Galerie ist ein kreisrundes Theater, das mit seinen gebogenen Holzleisten einem geflochtenen Korb gleicht und mit einem 360° Film Raum für Storytelling bietet. Die Geschichten der Ureinwohner liefern eine Grundlage für Diskussionen über die Verantwortung der Menschheit füreinander und gegenüber der Erde aus indigener Perspektive.
Canadian Journeys:
In dieser Galerie, der größten des Museums, werden Dutzende von kanadischen Geschichten erzählt, von demokratischen Rechten bis zu den Rechten der Sprache, von der Gewissensfreiheit bis hin zur Befreiung von Diskriminierung. Eine digitale Leinwand überträgt die Geschichten auf einen fast 30 Meter langen Bildschirm, während andere in Ausstellungsnischen erzählt werden. Durch ein Lichterspiel mit Bewegungssensoren am Boden werden die Besucher darüber hinaus durch verschiedene Aktivitäten geleitet. Sobald man auf einem beleuchteten Punkt am Boden steht, erscheint eine farbige „Lichtblase“, die mit anderen interagiert und immer größer wird, wenn man sich zusammentut – ein großartiges Symbol für die Kraft von Integration und Zusammenarbeit.
Breaking the Silence:
In dieser Galerie steht das Thema des Verschweigens und der Leugnung vieler Gewalttaten rund um den Globus im Fokus, so beispielsweise der Ukrainische Holodomor (Hungersnot von 1932/33), der Armenische Völkermord, der Holocaust, der Völkermord von Ruanda oder der Serbische Völkermord in Bosnien.
Rights Today:
Hier werden die Besucher quasi von Angesicht zu Angesicht aktuellen Kämpfen und Aktionen rund um das Thema der Menschenrechte gegenübergestellt. Eine interaktive Wandkarte, ein Bilderteppich von Verteidigern der Menschenrechte sowie ein Medienkompetenztheater helfen dabei.
Multimediale Technologie
Da das Canadian Museum for Human Rights keine Objekte hinter Glas ausstellt, ist die genutzte Technologie ein integraler Bestandteil des Besucher-Erlebnisses. Durch kreatives und innovatives Design wird die Tradition des Geschichtenerzählens mit aktueller Technologie verknüpft, wodurch ein einzigartiges Museumserlebnis geschaffen wird. Beim Bau des Gebäudes wurde darüber hinaus auf ein inklusionsfreundliches Design geachtet, so dass das Museum ein weltweites Zeichen für Barrierefreiheit setzt. Vom Betreten des Gebäudes bis zur Interaktion mit den Exponaten wurde alles so gestaltet, dass es für jeden gut zugänglich und nutzbar ist.
iBeacons:
Diese Signalgeber leiten Besucher mit Hilfe ihres eigenen Smartphones durch das Museum. So wird es blinden und sehbehinderten Gästen ermöglicht, mit einer App auf Informationen zuzugreifen und so einen Weg zu den Inhalten des Museums zu finden, den sie sonst nicht hätten.
Begrüßung in allen Sprachen:
Beim Betreten des Museums fällt zuerst eine riesige Wand in den Blick, auf der virtuelle „Menschen" Willkommensbotschaften in 36 Sprachen schreiben. Diese lebensecht projizierten Silhouetten sind faszinierend und einladend zugleich.
Gerichtsurteile:
In diesem interaktiven Ausstellungsbereich werden auf Videobildschirmen Rechtsfälle nachgestellt. Besucher können dann virtuell abstimmen, um ihre eigenen Ansichten zu teilen und Urteile zu fällen.
Interaktiver Studientisch:
An diesem riesigen Leuchttisch können sich 20 Personen gleichzeitig mit der Geschichte von Völkermord und Massengräueltaten befassen.
Weitere Informationen über das Canadian Museum for Human Rights gibt es unter www.humanrights.ca sowie unter www.travelmanitoba.com.
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