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AutorenbildKarin Schreiber

Auf der Deh Cho Route zu den schönsten Wasserfällen der Northwest Territories


Auf der Deh Cho Route durch die Northwest Territories - Credit: Ole Helmhausen

Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ ist die Deh Cho Route ein echter Geheimtipp für jeden Roadtrip-Fan. Ganz unberührt von Stress und Hektik der Zivilisation führt sie durch Kanadas wilden Nordwesten, vorbei an grandiosen Naturschauplätzen und Geheimnissen aus längst vergangenen Tagen. Auf einer Strecke von insgesamt 1.800 Kilometern durchquert sie dabei den Norden der Provinzen Alberta und British Columbia sowie die südlichen Northwest Territories. Auf kaum befahrenen, aber gut gewarteten Straßen und Schotterpisten folgt sie dem Mackenzie, dem Liard und dem Alaska Highway auf den Spuren der Händler und Pioniere, die den Norden Kanadas vor Jahrhunderten erkundeten. Sie kamen, um bei den Ureinwohnern Pelze einzutauschen und befuhren dabei die Wasserstraßen, die seit unzähligen Generationen von den indigenen Völkern genutzt wurden. „Deh Cho“ – so nennen diese den Mackenzie River, den gewaltigen Fluss, der die Northwest Territories vom Great Slave Lake bis hin zum Polarmeer über scheinbar unendliche Weiten durchfließt und von einem Viertel der Wassermassen ganz Kanadas gespeist wird. Die Welt rund um die Deh Cho Route wird von zahlreichen mächtigen Flüssen beherrscht. Mackenzie, Peace, Hay und Liard River prägen neben hundert weiteren ungezähmten Flüssen die Szenerie.


„Mile Zero“ des Mackenzie Highways (Alberta Highway No. 35) ist einer der möglichen Ausgangspunkte dieses abenteuerlichen Roadtrips durch die Wildnis des Nordens. In Grimshaw, Alberta, etwa 500 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Edmonton, startet die Deh Cho Route in nördlicher Richtung. Nach weiteren 470 Kilometern erreicht man ziemlich genau am 60. Breitengrad die Grenze zu den Northwest Territories. Hier wird es feierlich: Jeder Besucher, der zum ersten Mal die Schwelle zum hohen Norden überschreitet, erhält im Besucherzentrum ein „North of 60“-Zertifikat. Das örtliche Besucherzentrum hält hilfreiche Informationen und spannende Tipps für die Weiterreise bereit. Hinter der Grenze führt die Deh Cho Route auf dem Mackenzie Highway (nun NWT Highway No. 1) weiter Richtung Norden. Der nun folgende Streckenabschnitt wird auch als Wasserfallroute bezeichnet, denn zahlreiche rauschende Wasserstürze, Kaskaden und Stromschnellen säumen hier den Weg.


Das Besucherzentrum im 60th Parallel Territorial Park heißt alle Gäste willkommen - Credit: Benji Straker

Bereits 45 Minuten hinter der Grenze kann man im Twin Falls Gorge Territorial Park unweit der kleinen Stadt Enterprise die Kraft und das Tosen des mächtigen Hay River spüren, wenn er sich an den Alexandra Falls mehr als 30 Meter in die Tiefe stürzt. Nur vier Kilometer flussabwärts erreicht man über einen kleinen bewaldeten Pfad einen zweiten Wasserfall – die nicht weniger eindrucksvollen Louise Falls. Hier liegt einer der schönsten und beliebtesten Campingplätze der Northwest Territories, der einen wunderbaren Blick auf die 15 Meter hohen, stufenförmigen Kaskaden im Hay River Canyon bietet.


Alexandra Falls - Credit: Geri Sigl

Enterprise selbst ist das offizielle Tor zu den Northwest Territories. Sehr zu empfehlen ist hier ein Abstecher in die Winnie's Dene Art Gallery, wo eine große Auswahl an lokalem Kunsthandwerk zum Kauf angeboten wird – von kuscheligen, mit Biberfell besetzten Mokassins bis hin zu Körben aus Birkenrinde mit aufwändigen Designs aus Stachelschweinkielen. Enterprise ist ein perfekter Ausgangspunkt für einen Abstecher in die kleine Stadt Hay River am Great Slave Lake. Wer dort an einem Samstag ankommt, sollte unbedingt zum örtlichen Markt der Fisherman's Wharf auf Vale Island fahren (im Sommer von 10 bis 14 Uhr geöffnet), um den Fang des Tages und jede Menge Lokalkolorit zu bestaunen. Ein Stückchen weiter kann man am Hay River Territorial Park Campground den Strand genießen. Auch ein Abstecher zum Wood Buffalo National Park ist von Enterprise aus gut möglich. Er ist Heimat der weltweit größten Bisonherde, die noch in freier Wildnis lebt.


Zurück auf der Deh Cho Route fährt man nun Richtung Westen parallel zum Mackenzie River, der hier eine weite Ebene durchfließt. Ein lohnenswerter Abstecher zur kleinen Dene Siedling Kakisa führt direkt an den malerischen Lady Evelyn Falls vorbei. Landschaftsarchitekten hätten diesen Wasserfall kaum besser planen können, als die Natur sie gebaut hat. An den sichelförmigen Felsen fällt der Kakisa River wie ein knapp 18 Meter langer Vorhang aus Sprühnebel und Gischt herab.

Lady Evelyn Falls - Credit: Geri Sigl

Ein Stückchen weiter auf der Deh Cho Route könnte man an der Kreuzung der Highways No. 1 und 3 man nun auch einen mehrtägigen Abstecher in die beschauliche Hauptstadt Yellowknife einschieben. Mit ihren nur 19.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt der Northwest Territories und kann als echte Pionierstadt bezeichnet werden. In ihrer historischen Altstadt ist noch heute die Atmosphäre der Goldgräberstimmung rund um den Great Slave Lake zu spüren.


Bei der Weiterfahrt auf dem Mackenzie Highway machen die Sambaa Deh Falls im gleichnamigen Territorial Park mit donnerndem Getöse auf sich aufmerksam. Einen kleinen Spaziergang flussaufwärts sprudelt ein weiterer Wasserfall fröhlich vor sich hin: die Coral Falls sind weniger pompös, dafür hat man sie meist für sich allein. Augen auf! Mit etwas Glück kann man hier interessante Fossilien finden. In der Nähe lädt die kleine Dene Siedlung Jean Marie River zu einem Zwischenstopp ein mit Picknick am Fluss, einer Kajaktour oder einer Fotosession mit einem ausgedienten, historischen Schleppdampfer, der hier am Ufer liegt.


Coral Falls - Credit: Andrea Reck

In Checkpoint, an der Kreuzung der Mackenzie und Liard Highways (NWT Highway No. 7), ist ein weiterer Abstecher Richtung Norden fällig. Die Strecke führt in das geschichtsträchtige Städtchen Fort Simpson, das am Zusammenfluss von Mackenzie und Liard River liegt und aus der ältesten ehemaligen Handelsniederlassung der Hudson’s Bay Company entstanden ist. Fort Simpson ist auch Ausgangspunkt für einen Ausflug in den Nahanni National Park, der – ebenso wie der Wood Buffalo National Park – zum UNESCO Weltkulturerbe und zu den schönsten Parks Nordamerikas zählt. Mit dem Wasserflugzeug – neben Boot oder Kanu übrigens das einzige Verkehrsmittel, mit dem man in den Park gelangt – kann man zu den imposanten Virginia Falls fliegen. Diese sind der Vorzeigewasserfall des Nordens! Staunend steht man vor einer flüssigen Lawine, die endlos weiterrollt. Hier fallen täglich rund 100 Millionen Tonnen des South Nahanni River eine 96 Meter hohe Bergwand herunter. Die Virginia Falls sind damit fast doppelt so hoch wie die berühmten Niagarafälle in Ontario und mindestens zweimal so imposant! Die tiefen Schluchten, die im Park das Landschaftsbild prägen, beeindrucken zutiefst.


Virginia Falls - Credit: Destination Canada

Zurück in Checkpoint geht es nun wieder Richtung Süden. Im Blackstone Territorial Park kann man nochmal einen phänomenalen Ausblick auf die Nahanni Moutains genießen. Die Strecke führt dann weiter über den Liard Highway, vorbei an der Ortschaft Fort Liard. Wer den Ausflug zum Nahanni National Park in Fort Simpson verpasst hat, bekommt hier nochmals die Gelegenheit, einen Rundflug über den Park zu buchen. Doch jetzt heißt es leider „Good bye, Northwest Territories!“. Die Deh Cho Route führt nun weiter durch die Provinz British Columbia bis zur „Mile Zero“ des Alaska Highways bei Dawson Creek, bevor man schließlich in Alberta über Grand Prairie zurück nach Grimshaw oder Edmonton fahren kann.


Weitere Informationen über die Northwest Territories gibt es unter www.spectacularnwt.de.

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